Afra
Die Legende der Heiligen Afra
Historisch gesichert ist die Enthauptung einer Afra in Augsburg unter Kaiser Diokletian um 304.
Legenden erzählen von Afra als der Tochter des Königs von Zypern. Dieser wurde erschlagen, seine Frau Hilaria floh mit Afra nach Rom und weihte ihre Tochter der Liebesgöttin Venus. Afra träumte, sie solle Königin von Augsburg werden und bewog die Mutter, mit ihr dorthin zu ziehen.
Mit drei Gespielinnen richtete sie in Augsburg ein Freudenhaus ein, Bischof Narcissus kehrte während seiner Flucht vor der Diokletianischen Verfolgung, Herberge suchend, unwissend in dieses Haus ein. Afra bereitete ihm ein Mahl und wurde von seinem Tischgebet so erschüttert, dass sie ihm zu Füßen fiel, sich bekehren und taufen ließ. Sie schloss das Bordell, worauf sie von mehreren enttäuschten Augsburgern als Christin angezeigt wurde. Die auch in Augsburg fortschreitende Christenverfolgung brachte sie ins Gefängnis und zur Verurteilung: an einen Baumstamm gebunden, wurde sie um 304 enthauptet – eine Ältere Legende erzählt ihre Verbrennung auf dem Lechfeld. Ihre drei Gespielinnen und die Mutter waren auch bekehrt worden, überlebten aber das erste Martyrium und wurden dann zusammen dem Flammentod überantwortet.
Afras Mutter Hilaria soll eine Kapelle gebaut haben, die ab 565 als Wallfahrtsstätte bezeugt ist und an deren Stelle heute das 1012 gegründete Benediktinerstift St. Ulrich und Afra steht.
Bischof Ulrich läßt nach der Ungarnschlacht 955 die Kapelle zu einer herrlichen Kirche bauen, die der Afra geweiht wird.
1064, im Jahr von Afras Heiligsprechung, ist die Kirche dem Einsturz nahe. Sie wird abgetragen, um sie neu errichten zu lassen. Dabei wird der Sarg der heiligen Afra in der Erde gefunden. Die wohlerhaltenen Gebeine erregen Verwunderung und werden zur öffentlichen Verehrung und Anbetung in der neuen Kirche aufgestellt. Der Sarkophag steht heute in der Bartholomäus-Kapelle von St. Ulrich und Afra in Augsburg.
Bischof Reiner kommt 1064 von Augsburg nach Meißen. So liegt hier eine Verbindung, die die Namensgebung des Klosters vielleicht erklären kann. Bischof Dietrich I. (1024 bis 1039) legte den Grund zu einer neuen Pfarrkirche auf dem Berg, welcher der Burg gegenüber sich erhebt. Er stattete sie mit den nötigen Ländereien und Zehnten aus. Erst unter dem dritten Nachfolger des Gründers, Bischof Reiner, konnte der Bau vollendet werden. Er weihte die Afra-Kirche im Jahre 1065 oder 1066.
Aus dieser Gründungszeit ist zu schließen, daß die Kirche und die Namensgebung im Zusammenhang mit der Frömmigkeitsbewegung, die um 1064 durch das Ereignis in Augsburg in ganz Deutschland ausgelöst wurde, steht.
Bild links: Heilige Afra von Augsburg auf den ehemaligen Seitenaltären der Meßkircher St. Martinskirche.